Alte Bekannte und eine Künstler-Premiere

Die große künstlerische Vielfalt ist eine der Stärken der Amthof-Galerie in Bad Camberg, und zum Abschluss des Jahres spielt sie diese Stärke noch einmal voll aus. Von Sonntag, 4. Dezember, an stellen drei grundverschiedene Künstlerpersönlichkeiten in den historischen Räumen aus.

So kehrt mit Stuart Gerecht ein Aussteller zurück, der seine Werke bereits vor Jahrzehnten im Amthof zeigte. Allerdings bringt er Arbeiten mit, die ganz frisch erst in den zurückliegenden Monaten entstanden sind. Stuart Gerecht wurde 1948 in Schottland geboren und wuchs in England auf. Er studierte Geologie und Chemie, nebenbei Kunst und Malerei. 1971 ging er nach London und stellte erste Auftragsmalereien in Bleistift und Tusche aus. 1973 kam er zum ersten Mal nach Spanien und auf die kanarischen Inseln, wo er bis 1980 hauptsächlich lebte und arbeitete. Seine vorwiegend in Tusche ausgeführten Bilder arbeiteten sensibel in schwarz-weißen Schattierungen das Besondere der kanarischen Landschaft heraus. Er lernte dort auch seine Frau kennen und wohnte ihr zuliebe zeitweise in Berlin. Es folgten Jahre, in denen er seinen Malstil erweiterte und viel experimentierte.

Von 1987 an erregten seine Ausstellungen in Deutschland, unter anderen in der Amthof-Galerie, viel Aufmerksamkeit. In dieser Zeit entdeckte Gerecht den Taunus mit seinen vielfältigen Motiven, wobei er besonders dem Reiz der Hofheimer Altstadt verfiel und diese in zahlreichen Aquarellbildern malte. 2022 entstanden, inspiriert von der farbenfrohen Landschaft in Bad Camberg und Umgebung, Aquarellbilder, die jetzt in der Amthof-Galerie ausgestellt werden.

Auch Nina Weilbächer ist, obwohl jung an Jahren, eine gute Bekannte. Sie ist Trägerin des Klaus-Panzner-Förderpreises, den die Galerie betreut, hat sich aber Kunstformen verschrieben, die in den Ausstellungsräumen bislang selten zu sehen waren: Film, Animationen und dank Computertechnik interaktiv gewordene Kunstwerke, in denen das Publikum selbst eine Rolle übernehmen kann. Mit ihrem „Interaktiven Tretbecken“ möchte sie ein Stück des angrenzenden Kurpark in die Amthof-Galerie hinein holen. Das Werk soll die Charakteristika ihrer Heimatstadt widerspiegeln, im stetigen Wandel und im Dialog mit dem Umfeldes stehen. Deshalb reagiert das interaktive Tretbecken auf die Schritte, Stimmen und Geräusche der Besucher. Es eröffnet die Möglichkeit, sich spielerisch mit dem eigenen Einfluss auf das Wasser und den Kreislauf auseinanderzusetzen.

Der dritte ausstellende Künstler ist Jens-Peter Vogel. Damit stellt zum ersten Mal ein amtierender Bad Camberger Bürgermeister im Amthof aus. Das möchte Vogel allerdings nicht in den Mittelpunkt stellen, sondern seine Begeisterung für die Fotografie. Aufgewachsen ist er in einer Zeit, in der Kameras noch überwiegend mechanisch und mit Film funktionierten. Mit 16 Jahren begann er mit einer Contax 139 Quartz zu fotografieren. Zwar weiß er noch von Hand mit Blende und Belichtungszeit umzugehen, aber inzwischen ist er bei der Digitalfotografie angelangt. Mit dieser versucht er seine Begeisterung für Technik, insbesondere für solche auf Rädern, im Bild festzuhalten.

In der Dezember-Ausstellung sind vor allem Detailaufnahmen von Oldtimer-Autos zu sehen, oft auch aus ungewöhnlichen Blickwinkeln. „Die Fotomodelle variieren dabei von sogenannten Brot- und Butter-Fahrzeugen, wie man sie als älteres Semester noch in natura erlebt hat, bis hin zu sehr exklusiven Oldtimern“, verrät Vogel. Für die Öffentlichkeit waren seine Fotografien eigentlich nicht gedacht. „Aber als regelmäßiger Gast der Amthof-Galerie reifte dann irgendwann doch der Gedanke, dass sie auch anderen Betrachtern gefallen könnten“, berichtet der Künstler.

So bedurfte es nur ein wenig Ermunterung durch Klausjürgen Herrmann, den Vorsitzenden des Amthof-Vereins, um eine kleine Auswahl der Fotoarbeiten zu präsentieren. Auch in Zeiten eines sich wandelnden Mobilitätsverhaltens wirbt Vogel für Zuneigung zu den alten automobilen Schätzen und zitiert dazu einen Aufkleber, den er einmal auf der Heckscheibe eines alten Porsches fand: „Unvernunft, die man Lebensfreude nennt“.

Beginnend am Sonntag, 4. Dezember, ist die Ausstellung bei freiem Eintritt an allen Sonntagen des Monats bis zum Weihnachtsfest jeweils von 11 bis 13 Uhr und von 15 bis 17 Uhr geöffnet. Letzter Ausstellungstag ist also der 18. Dezember.

Die Amthof-Galerie bittet Aussteller und Besucher, sich in Zeiten von Corona verantwortlich zu verhalten und Masken zu tragen sowie auf entsprechenden Abstand zueinander zu achten.

Die Ausstellung Dezember 2022